DIE GESCHICHTE DES WETTBEWERBES
Österreichs bedeutendster Violinwettbewerb geht auf den Preis zurück, den Fritz Kreisler jährlich privat für den besten Violinstudenten an der Wiener Musikakademie bis 1938 stiftete. Im Jahr 1979 wurde der Wettbewerb international, sodass Geigerinnen und Geiger aller Nationalitäten auf der großen Bühne konkurrieren konnten. Yehudi Menuhin war damals Mitglied der Jury. Seit 1979 organisiert die Internationale Fritz Kreisler Gesellschaft den Internationalen Fritz Kreisler Violinwettbewerb in der Regel alle vier Jahre im Wiener Musikverein oder im Wiener Konzerthaus.
Als einer der größten internationalen Violinwettbewerbe – 1979 von Wolfgang Schneiderhan ins Leben gerufen und seit 1989 von Michael Frischenschlager geleitet – ist der Fritz Kreisler Internationale Wettbewerb, der bisher neunmal stattgefunden hat, eine Anziehungskraft für junge Violinistinnen und Violinisten aus der ganzen Welt. Es handelt sich um ein Ereignis, durch das die Stadt Wien einem ihrer großen Künstler und Musiker Tribut zollt.
Fritz Kreisler Violin Competition - Short chronology
1932-38 • Der „Fritz Kreisler Wettbewerb“, wie er ursprünglich genannt wurde, war ein interner Violinwettbewerb, der jedes Jahr von der Wiener Musikakademie – heute die Universität für Musik und darstellende Kunst – für die Violinstudierenden organisiert wurde. Der erste Preis, gestiftet von Kreisler, wurde dem besten Violinstudenten des Jahres verliehen.
1956 • Prägendes Treffen zwischen dem jungen Violinstudenten aus Salzburg, Michael Frischenschlager (19), und Fritz Kreisler (81) in New York.
1975 • Anlässlich eines Gedenkkonzerts, das von Prof. Frischenschlager an der Wiener Musikuniversität organisiert wurde, entsteht gemeinsam mit Prof. Wolfgang Schneiderhan und Prof. Franz Samohyl die Idee, einen internationalen Fritz Kreisler Wettbewerb in Wien zu ins Leben zu rufen.
1979 • I. Internationaler Fritz Kreisler Wettbewerb. Er findet erfolgreich vom 10. bis 19. September im Wiener Musikverein statt, mit Yehudi Menuhin als Jurymitglied, Prof. Wolfgang Schneiderhan als Präsident und Prof. Franz Samohyl als Vizepräsident.
1983 • II. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Der Wettbewerb findet erneut im Wiener Musikverein statt. Leider endet er mit einem großen Defizit von über 2 Millionen Schilling. Dies bedeutet, dass der Fritz Kreisler Wettbewerb – trotz seines erfolgreichen Debüts – bis 1992 warten musste, um seine Rückkehr zu feiern.
1984-88 • Irmgard Seefried und Wolfgang Schneiderhan überzeugen die Stadt Wien und die Creditanstalt Bankverein, die Schulden zu begleichen. Prof. Schneiderhan bittet Prof. Frischenschlager, sein Nachfolger zu werden und den Wettbewerb wieder aufzubauen. Er tritt als Präsident zurück und wird Ehrenpräsident.
1989-91 • Frischenschlager bereitet die Wiederaufnahme des Wettbewerbs vor, indem er nach Sponsoren sucht, PR betreibt und Werbekonzerte organisiert. Ein Kreisler-Konzert im Café Central in Wien, das im ORF Fernsehen übertragen wird, sowie Kreisler-Konzerte in New York (Carnegie Hall, Chamber Music Hall) und Washington (Georgetown University) sind Beispiele hierfür. Dr. Helmut Zilk – der Bürgermeister von Wien – begrüßt die Rückkehr des Wettbewerbs.
1992 • III. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Diesmal im Wiener Konzerthaus. Gala-Finale im Großen Saal mit dem Wiener Symphonieorchester. Am Ende treten die Preisträger auf Kreislers berühmter Guarneri-Geige auf (die mit Unterstützung der Österreichischen Nationalbank aus der Library of Congress in Washington nach Wien gebracht wurde). Das ORF Fernsehen überträgt das Gala-Finale. Die Hauptförderer sind die Stadt Wien und mehrere Bundesministerien. Der Wettbewerb wird ein fester Bestandteil des musikalischen Lebens in Wien, und so wird Wien alle vier Jahre zum Ziel für die besten jungen Violinistinnen und Violinisten der Welt.
1996 • IV. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Wieder im Musikverein. Sehr hohe internationale Teilnahme. Das Gala-Finale wird teilweise vom ORF Fernsehen übertragen. Die Wiener Stadträtin Dr. Ursula Pasterk überreicht den Fritz Kreisler Preis an die Preisträgerin bzw. den Preisträger des ersten Preises. Durch Wiens starke musikalische Tradition, den Namen Fritz Kreisler, die prestigeträchtigen Veranstaltungsorte (Wiener Konzerthaus, Wiener Musikverein) und das innovative Programm sowie die Jury-Regeln wird der Wettbewerb zu einem der beliebtesten und meistabonnierten internationalen Violinwettbewerbe. Prestigeträchtige Kooperationspartner sind: das Wiener Philharmonische Orchester, das Wiener Symphonieorchester, die Universität für Musik und darstellende Kunst, die Salzburger Festspiele, ORF, Naxos, Jeunesse-Musikalische Jugend.
2000 • V. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Im Wiener Konzerthaus. Wie immer ist der Wettbewerb sehr erfolgreich mit einer großen Zahl an Teilnehmern. Die Kulturabteilung der Stadt Wien kann das Gala-Finale nicht mehr finanzieren, stattdessen stellt die Gerber Stiftung (Zürich) zusätzliche Mittel bereit.
2005 • VI. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Im Wiener Konzerthaus. Wieder ein sehr erfolgreiches Ereignis. Durch den Tod von Frau Gerber (Präsidentin der Gerber Stiftung) ist die schweizerische Finanzierung des Gala-Finales nicht mehr möglich. Aufgrund dieses großen Verlusts an Einnahmen und vieler gestiegener Kosten entsteht erneut ein Defizit.
2010 • VII. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Im Wiener Konzerthaus. Die Qualität und der Erfolg sind erneut sehr hoch. Frischenschlager gelingt es, die Einnahmen aus Sponsoren zu steigern. Doch gestiegene Kosten (Mietkosten für die Konzerthaus-Säle, Kosten für Grafikdesign und Druck sowie die Unterkunft der Teilnehmer) führen leider wieder zu einem Defizit.
2014 • VIII. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Im Wiener Konzerthaus. Die internationale Teilnahme bleibt hoch, ebenso wie das künstlerische Niveau der Teilnehmer. Eine vom Österreichischen Bundesministerium für Bildung subventionierte Kampagne ermöglicht es vielen Wiener Schülerinnen und Schülern, die 19 Konzerte des Wettbewerbs zu besuchen. Aufgrund der weiterhin sinkenden Einnahmen aus Sponsoren sind gezielte Einsparungen notwendig, z.B. durch die Unterbringung der Teilnehmer in den Häusern musikliebender Familien von Mitgliedern der Wiener Rotary Clubs.
2018 • IX. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Wieder im Wiener Musikverein. Die Vorbereitung verlief wie gewohnt, doch ein weiterer dramatischer Rückgang der Sponsoren und der unerwartete Verlust der traditionellen Finanzierung durch die Wiener Stadtregierung ließen eine Absage des Wettbewerbs unvermeidlich erscheinen. Als jedoch alle Hoffnungen verloren schienen, ermöglichte Klaus Heymann, Präsident von NAXOS (Peking), den Wettbewerb mit seiner persönlichen Unterstützung. Ein Hauptsponsor aus China, KUKE MUSIC HOLDING Ltd, war ebenfalls entscheidend für das Überleben des Wettbewerbs. So konnte der Wettbewerb erfolgreich stattfinden. Die Universität für Musik und darstellende Kunst organisierte erstmals die erste und zweite Runde, und das Halbfinale, Finale I sowie das Gala-Finale wurden erstmals live gestreamt. Der Wettbewerb endet erstmals seit 2000 ohne Defizit.
2022 • X. Internationaler Fritz Kreisler Violinwettbewerb. Ein Jubiläum und ein Jahrestag – der 60. Todestag von Fritz Kreisler. Dies bedeutet ein erneutes Engagement, den Wettbewerb auf höchstem Niveau zu organisieren und das Andenken an Fritz Kreisler zu ehren. Im Jahr des Wettbewerbs wird es zusätzliche Veranstaltungen geben, wie Konzerte, eine Ausstellung und einen Dokumentarfilm über sein Leben.




Fritz Kreisler´s life - Short chronology
1875 • Geboren am 2. Februar in Wien als zweites von fünf Kindern einer aus Galizien stammenden, hochmusikalischen jüdischen Arztfamilie.
1879 • Erster Violinunterricht mit vier Jahren. Sofort zeigt Fritz spektakuläre musikalische Begabung.
1882 - 85 • Eintritt in das Wiener Konservatorium als Wunderkind, Schüler von Joseph Hellmesberger junior und Anton Bruckner. Aufsehenerregende erste öffentliche Konzerte. Erste Komposition des Achtjährigen. Abschluß mit Diplom und Goldmedaille.
1885 - 87 • Fortsetzung des Studiums am Conservatoire in Paris bei Joseph Lambert Massart und Leo Delibes. Nach zwei Jahren Abschluß des Pariser Studiums mit dem Grand Premier Prix als weitaus jüngster aller Studenten. Damit endet Kreislers regulärer Violinunterricht. Rückkehr nach Wien.
1888 - 89 • Tournee des Wunderkindes in die USA mit 50 Konzerten zusammen mit dem Pianisten Moritz Rosenthal.
1889 - 95 • Zurück in Wien. Die Geige tritt in den Hintergrund. Der Vater besteht auf Besuch des Piaristengymnasiums. Matura, Militärdienst als einjährig-Freiwilliger in der K.u.K.-Armee, Reserveoffizier. Kurzer Versuch, an der Wiener Universität Medizin zu studieren. Prof. Billroth rät eindringlich zur Musik als Beruf.
1896 - 98 • Rückkehr zur Musik, zur Geige. Missglücktes Probespiel für das Orchester der K.u.K. Hofoper. Komposition der genialen Kadenzen zum Beethoven-Konzert und der ersten, bald berühmten kurzen Violinstücke in historischen Stilen. Erste Tourneen als Solist (Griechenland, Türkei, Rußland). Eineinhalb Jahre nach dem mißlungenen Versuch Philharmoniker zu werden und nach weiteren erfolgreichen Konzertreisen (innerhalb der Donaumonarchie, Deutschland) triumphale Rückkehr in den großen Musikvereinssaal als Solist mit den Wiener Philharmonikern unter Hans Richter am 23. Jänner 1898.
1899 - 1914 • Die Weltkarriere beginnt. Am 1. Dezember 1899 erstes Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter Arhur Nikisch. Immer mehr Tourneen durch alle Länder Europas und die USA. 1902 Heirat mit Harriet Lies, Tochter eines New Yorker Tabakgroßhändlers, die die Karriere ihres genialen Mannes vorbehaltlos unterstützt. Kreisler wird Publikumsliebling auf allen bedeutenden Konzertpodien der Welt. 260 Konzerte pro Jahr. Seine Kompositionen in historischen Stilen, zunächst als echte alte Manuskripte deklariert, und ebenso die Wiener Melodien (Caprice Viennois, Schön Rosmarin, Liebesfreud etc.) finden reißenden Absatz.
1910 - 12 • 70.000 verkaufte Exemplare in einem Jahr. Exklusiver Plattenvertrag mit Victor in London.
1912 • Piano trio Kreisler, Harold, Bauer, Casals.
1914 - 18 • Erster Weltkrieg. Kreisler erfüllt seine Pflicht als Reserveleutnant der Armee seines Vaterlandes und geht – begleitet von seiner als Rot-Kreuz-Schwester tätigen Frau – an die russische Front. Verwundung, Genesung. Übersiedlung nach New York. Beginn der großen Wohltätigkeitsaktionen (Benefizkonzerte, Sammlungen) für österreichische Kriegswaisen und Witwen. Nach Kriegseintritt der USA erzwungenes Ende der Konzerttätigkeit. Komposition der ersten Operette „Apple Blossoms“. (Erfolgreiche Uraufführung 1919 in New York) Komposition des Streichquartetts in A-Moll.
1919 - 24 • Erstes Konzert Kreislers nach Kriegsende in der Carnegie Hall zur Hilfe der hungernden Wiener Kinder. Mit überwältigendem Erfolg nimmt die Weltkarriere ihren Fortgang. Konzertreisen nach China, Japan, Korea. In den USA immer wieder Hilfsaktionen für das in tiefer Not stehende Österreich. 1921 triumphales Comeback in London, 1924 ebenso in Paris. Fast alle Konzerte dieser Jahre in Deutschland und Österreich widmet Kreisler karitativen Zwecken. Die österreichische Regierung erwägt, Kreisler zum Botschafter in den USA zu ernennen.
1925 – 38 • Kreisler is the most celebrated, highest paid violin virtuoso of his time. Moves back to Europe and buys a prestigious villa in Berlin. In addition to the usual tours in Europe and the USA, there are concert tours to the furthest flung continents (Australia, New Zealand, South America — to where he travelled in a Zeppelin). Creation of the Fritz Kreisler Prize for the best violin students of the Vienna Music Academy.
1932 • Uraufführung von Kreislers zweiter Operette „Sissy“ im Theater an der Wien mit Paula Wessely und Hans Jaray als Sissy und Kaiser Franz Joseph. In Berlin bemüht sich Kreisler seit 1933, die Diskriminierung prominenter jüdischer Künstlerkollegen zu verhindern.
1935 • Die Stadt Wien feiert Kreisler zu seinem 60. Geburtstag im Wiener Rathaus. Bürgermeister Richard Schmitz überreicht Kreisler im Beisein höchster Prominenz den Ehrenring seiner Heimatstadt.
1939 - 45 • Kreisler weigert sich nach der Auslöschung Österreichs die aufgezwungene deutsche Staats-bürgerschaft anzunehmen. Seine Kompositionen kommen auf die schwarze Liste. Er wird französischer Ehrenbürger, verläßt sein Berliner Haus und übersiedelt zum zweiten Mal in seinem Leben nach New York in die Heimat seiner Frau. Diesmal für immer. Weiterhin Konzerttätigkeit. 1941 schwerer Unfall, Kreisler wird von einem Lastwagen niedergefahren und schwer verletzt. 1943 die letzte Komposition, wiederum seiner Heimatstadt gewidmet: „Viennese Rhapsodic Fantasietta“. Verleihung der amerikanischen Staatsbürgerschaft.
1945 • Kreisler spielt an seinem 70. Geburtstag in der Carnegie Hall das Konzert von Sibelius.
1945 - 62 • Nach dem Ende des Krieges türmen sich in den Sammelstellen der Hilfsorganisationen wieder die Sendungen voller Schuhe, Kleider, Lebensmittel, Spielsachen und Medikamente für Wien und Berlin mit dem Absender Fritz und Harriet Kreisler. Allmähliches Ende der Konzerttätigkeit nach 60 Jahren beispielloser Erfolge.
1949 • Kreisler versteigert seine berühmte Bibliothek (Handschriften, frühe Drucke, Erstausgaben, Inkunabeln) und schenkt den Erlös von ca. 1,5 Millionen Euro im heutigen Wert dem New Yorker Lennox Spital und der Golden Rule Stiftung.
1952 • Kreisler schenkt zusammen mit seinem gesamten persönlichen musikalischen Nachlass der Library of Congress kostbare Autographen – u.a. das Violinkonzert von Brahms – und seine Lieblingsgeige, die er über zwanzig Jahre spielte, eine Guarnerius del Gesù von 1733 – nach Hill die schönste heute existierende Guarnerius.
1955 • Die musikalische Welt, Staatsoberhäupter, Monarchen, KünstlerInnen und Musikinstitutionen aller Kontinente ehren Kreisler zu seinem 80. Geburtstag.
1962 • Am 29. Jänner vollendet sich das Leben des großen österreichischen Geigers und Komponisten in New York.
FRITZ KREISLER
(Vienna, 1875 – 1962, New York)
Einer der größten Violinvirtuosen aller Zeiten. Vorbild für Generationen von Geigern. Kreisler wurde hineingeboren in das kulturell immens reiche Wien der Spätromantik, in eine Familie jenes gebildeten, kunstsinnigen jüdischen Bürgertums, das ein wesentlicher Träger der österreichischen Kultur um die Jahrhundertwende war.
Mit 10 Jahren absolvierte er als spektakuläres Wunderkind und Schüler von Hellmesberger und Bruckner das Wiener Konservatorium. Als Zwölfjähriger gewann er nach zwei Studienjahren bei Massart (Violine) und Delibes (Komposition) den Premier Prix des Pariser Conservatoire. Seine Karriere führte ihn zu den glänzendsten Erfolgen auf allen Kontinenten, ließ ihn zum erklärten Liebling des Publikums in der ganzen Welt werden, zum Idol aller Geiger, zum Inbegriff des österreichischen, des Wiener Musikers und Künstlers.Historisch gesehen vollendete Kreisler die von Paganini und Liszt begonnene Epoche der komponierenden Virtuosen der Romantik, zugleich aber war er einer der Wegbereiter des modernen Violinspiels im 20. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Kreisler zwei Jahrzehnte lang der berühmteste, höchstbezahlte Violinsolist seiner Zeit und der erste unter den großen Virtuosen, der mit sensationellen Konzertreisen in fernste Länder seine Kunst bewusst der ganzen Welt schenken wollte.
Nobles Weltbürgertum und eine legendäre Hilfsbereitschaft für Menschen in Not kennzeichneten Kreislers von enormen Erfolgen aber auch von zwei Weltkriegen und erzwungener Emigration in die USA geprägtes Leben.
Unvergessen bleibt seine großangelegte karitative Hilfe für seine Heimat Österreich, seine Not leidende Vaterstadt Wien nach dem ersten und zweiten Weltkrieg.
Heute lebt Kreisler weiter durch seine wunderbaren Plattenaufnahmen und durch seine vielen, meist kurzen, unglaublich reizvollen Violinkompositionen, die vom Publikum nach wie vor heiß geliebt und von allen Geigern in der Welt begeistert gespielt werden. Sie sind entweder in historischen Stilen komponiert oder von der Wiener Volksmusik inspiriert und offenbaren ohne Ausnahme eine hohe, an der Wiener Klassik geschulte kompositorische Meisterschaft.
Rückblickend, zwei Generationen nach Ende dieses außergewöhnlichen Künstlerlebens faszinieren vor allem drei Merkmale daran: Kreislers hinreißendes, von apollinischer Leichtigkeit und tiefer Empfindung geprägtes Musikantentum; ein Charakter harmonisch ausgeglichen zwischen heiterer Güte und unbeirrbarer Konsequenz, zwischen höchster künstlerischer Sensibilität und stoischer Gelassenheit, zwischen romantischer Verträumtheit und hellwacher Offenheit gegenüber allen Phänomenen des Lebens; und schließlich ein treuer Glücksstern, der über Kreisler Leben zu stehen schien und fast immer alles Dunkle in schweren Zeiten von ihm fernhielt.
Er starb im Januar 1962.